Sommerloch?
Normalerweise sollte nun in Deutschland Hochsommer herrschen. Sonnenschein, heiße Temperaturen und Windstille sorgen in dieser Jahreszeit normalerweise für das Sommerloch in den Fangbüchern. Beim stalken, mit Zigrigs oder in den frühen Morgenstunden lassen sich da vielleicht noch Fische überlisten, aber oft ist es zum verzweifeln. Nicht so dieses Jahr, teilweise hatte man in den letzten 4 Wochen das Gefühl, das der Herbst sich in der Zeit versehen hatte. Starke Westwinde, sinnflutartige Regenschauer, Temperaturen unter 20 Grad und so manches mal musste ich im Juli zur Jacke greifen, wenn ich morgens den Schlafsack verlassen habe. Wenn denn dann mal ein oder zwei Sonnentage dazwischenkamen, schossen die Temperaturen gleich wieder so in die Höhe, das Badehosenwetter angesagt war. Verrückte Welt...
Wie reagieren wir in dieser Zeit, in der die Temperaturen so schwanken? Wird es kalt, machen wir die Heizung wieder an oder tragen wärmere Kleidung. Wird es uns zu
warm, heisst es raus aus den Klamotten und /oder die Klimaanlage auf angenehm konstante Temperatur schalten. Einige von uns leiden unter dem hin und her, der Kreislauf spielt verrückt, Kopfschmerzen
oder schlappe Lustlosigkeit quälen uns immer wieder.
Die Fangergebnisse in unserem Umkreis waren alles andere als berauschend, den Fischen schien dieses hin und her ebenfalls gewaltig auf das Gemüt zu schlagen und es waren
lediglich Einzelfänge möglich, oder aber die Brassen hatten freie Bahn sich alles einzuverleiben, was ihnen vor die Schnauze kam. Also doch wieder Sommerloch? Bei gefühltem Herbstwetter? Die normale
Wassertiefe die ich in dieser Jahreszeit befische ist sehr flach, es sind die verkrauteten Buchten oder Flachwasserzonen die ich jetzt aufsuche, um dort unseren Freunden mit relativ wenig Futter
nachzustellen. Oft treffe ich die Fische hier in den frühen Morgenstunden an, in welchen sie den ein oder anderen Snack zu sich nehmen, bis sie später wieder lethargisch im Freiwasser stehen und die
Sonne genießen. Doch diese Bereiche sind in diesem Sommer wie leergefegt, einzig und allein die Jungfische der letzten Brut ziehen hier in Schwärmen ihre Runden oder aber vereinzelnd sieht man den
ein oder anderen Satzkarpfen.
Der tägliche Blick auf das GTM40 bestätigt meine Vermutung, die Tempertaturen der obersten Wasserschichten spielen verrückt. Heizt die Sonne noch an einem Tag die windstille Bucht sehr schön auf, bläst die nächsten Tage schon wieder ein kühler Wind auf dieses Ufer und lässt die Temperaturen wieder fallen. Ja, neuer Wind bringt Sauerstoff, folge dem Wind und die Fische fressen dann wie verrückt! Ich selbst bin ein großer Anhänger dieser Thesen, aber Pustekuchen. Nix passiert! Theorie hin, Praxis her, ich habe das Gefühl das die Fische, genau wie wir, die Konstante lieber mögen. Da es ihnen aber an Kleidung oder Klimaanlage fehlt, vermute ich die Fische in den Wasserschichten, welche sich von den äußeren Einflüssen nicht so schnell beeinflussen lassen. Soll heißen, ich suche den Bereich, in dem die Temperatur den gleichen Level hält und den Fischen das Leben momentan so angenehm wie möglich gestaltet. Mein Platz, welcher eigentlich für den Herbst gedacht ist, scheint optimale Vorraussetzungen zu geben. Eine Flachwasserzone, welche zur Seemitte recht steil auf 7, 8 Meter abfällt und dort über eine große Fläche diese Tiefe beibehält. Die erste Nacht gibt mir Gewissheit, ein wunderschöner Schuppi gleitet ins Netz, gefangen in 8 Meter Tiefe. Nun heisst es für mich, Futter bei die Fische.
Der Bestand des Sees, welcher mir zum Teil bekannt ist, lässt es zu, das ich zu einer größeren Menge Futter greifen kann. Zum Glück hatte ich mich erst kürzlich, auf
der 15 Jahrfeier von Successful Baits, wieder mit neuen Red Spice Fish und Scoberry Boilies eingedeckt und so sollte eine Mischung aus beiden Ködern ihr Wirkung zeigen. Das Wetter vermittelte
Herbstgefühle, der Platz war eigentlich auch für den Herbst vorgesehen, also gab es auch Futter wie im Herbst und das jeden 2. Tag. Mein Plan war es, 2 Ruten mit den Red Spice auf den Platz zu legen
und eine mit auffälligem Scoberry- Pineapple Poppi etwas abseits. Ob es aufgehen würde?
Nun haben wir Ende Juli 2011 und ich stehe an meinem "Herbstspot" und schaue auf das Wasser. Der Wind drückt auf mein Ufer, die Wellen bilden Schaumkronen, welche hin
und hertanzen. Der Himmel ist dunkel und bewölkt, jeden Moment öffnet er seine Schleusen und es beginnt wieder zu regnen. Ich habe meine Sachen gerade auf den Trolley geladen und mir eine Jacke
übergezogen. Ich blicke erschöpft mit einem Lächeln in die Wellen und bedanke mich bei dem See für die letzten Stunden.Ich ziehe an meiner Zigarette und schüttel ungläubig den Kopf. Es war wieder
eine Nacht, die mir in Erinnerung bleiben wird. Eine Nacht in der Schlaf eher Mangelware war und das nicht zum ersten Mal in den letzten 2 Wochen. Noch einmal füttere ich den Platz nach, drehe dann
dem See den Rücken zu und schiebe mit dem Trolley los. Sommerloch? Leeres Fangbuch? Nein, der Herbst im Juli und das mit all seinen Dicken die dazugehören...
Tammo Schiller
Hier ein paar der gefangenen Fische: